Visionspapier
Teilergebnis aus dem Workshop "Mobilität" des 4. Tourismustags Fischland-Darß-Zingst
Visionspapier „Mobilität 2040 auf Fischland-Darß-Zingst“
Gestalten wir gemeinsam die Wege von morgen für Fischland-Darß-Zingst.
Im Rahmen des 4. Tourismustages Fischland-Darß-Zingst im Strandhotel Fischland in Dierhagen leitete Dr. Alexander Schuler (BTE Tourismus- und Regionalberatung) einen Workshop zum Thema „Mobilität 2040 – Gestalten wir gemeinsam die Wege von morgen für Fischland-Darß-Zingst“. Rund 40 touristische Akteure der Region diskutierten dabei, wie sich Mobilität im Jahr 2040 gestalten lässt: Wie bewegen sich Gäste und Einheimi-sche künftig? Welche Angebote bestehen? Und welche Herausforderungen konnten gelöst werden? Aus den Ergebnissen des Workshops hat der Tourismusverband Fisch-land-Darß-Zingst (TV FDZ) folgendes Visionspapier erstellt, um die gesammelten Ideen und Ansätze in die zukünftige Arbeit einzubeziehen und weiterzuentwickeln.
Für die Entwicklung eines Visionspapiers ist zunächst eine Einschätzung der aktuellen Situation erforderlich. Derzeit stellt sich die touristische und infrastrukturelle Ausgangs-lage wie folgt dar: Die Anreise auf die Halbinsel ist generell nur aus zwei Richtungen möglich. Etwa 87 % der Gäste reisen mit dem PKW an, während lediglich 6 % die Bahn nutzen. Mit dem Auto ist die Halbinsel aus Richtung Rostock über die B105 und an-schließend die L21 erreichbar; aus östlicher Richtung erfolgt die Zufahrt über die Meiningenbrücke. Auch der öffentliche Nahverkehr ermöglicht eine Anreise: Die Bahn-höfe in Ribnitz-Damgarten und Barth dienen als Ausgangspunkte. Von dort verbindet die Buslinie 210 die Orte auf der gesamten Halbinsel miteinander. Vor Ort steht zudem ein ausgebautes Radwegenetz für den Fahrradverkehr zur Verfügung. Zwischen den Ge-meinden verkehren außerdem Reedereischiffe auf den Boddengewässern, die eine zu-sätzliche, attraktive Mobilitätsoption bieten. Trotz dieser Vielfalt bestehen deutliche Mobilitätsherausforderungen wie z. B. unzureichende Anbindungen an den Nah- und Fernverkehr oder der begrenzte Raum für infrastrukturelle Erweiterungen wie Radwege, Parkflächen oder Straßen.
Diese Einschränkungen resultieren maßgeblich aus der besonderen Lage innerhalb des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft, der rund 60 % der Fläche von Fisch-land-Darß-Zingst umfasst. Der Nationalpark prägt die Halbinsel entscheidend und macht sie zu dem, was sie ist – zugleich begrenzt er jedoch die Möglichkeiten, notwen-dige infrastrukturelle Maßnahmen umzusetzen.
Beschreibung der Kernergebnisse des Workshops
Für die erste Leitfrage des Workshops „Wie sieht die Mobilität auf Fischland-Darß-Zingst im Jahr 2040 aus?“ wurden Themen wie die Bewegung der Gäste und Einheimischen, die Angebote und die Probleme der Zukunft diskutiert. In einem ausführlichen Austausch konnten die Teilnehmenden anschließend viele Ideen und Gedanken zu verschiedenen Themen sammeln.
Ein Schwerpunkt lag auf der Gestaltung der An- und Abreise. Angestrebt wird ein System, das umweltfreundliche und intelligente Verkehrslösungen vereint und den Individualverkehr deutlich reduziert. Eine Idee ist der Ausbau der Ladeinfrastruktur und der Einsatz von E-Mobilität, unterstützt durch digitale Mitfahrangebote und vernetzte Mobilitätsketten. Reisende sollen also von ihrem Startpunkt bis zum Ziel auf der Halbinsel durchgehend und komfortabel unterwegs sein können. Das langfristige Ziel einer weitgehend autofreien Region bildet dabei einen zentralen Gedanken. Park-and-Ride-Systeme an den Ortseingängen, emissionsfreie Shuttle-Verbindungen sowie Testphasen autonomer Mobilitätsformen ergänzen dieses Zukunftsbild. Eine stärkere Vernetzung mit den umliegenden Städten Stralsund, Rostock und Velgast wurde dabei als Grundlage einer nachhaltigen Anbindung gewünscht.
Bei der Mobilität innerhalb der Region stand der Ausbau der Darßbahn als Stärkung des öffentlichen Verkehrs im Mittelpunkt. Sie soll Gäste sowie Einheimische zu ihrem Ziel bringen können, ohne dabei Orte auszulassen oder zeitlich gebunden zu sein. Ausgebaut wurde die Idee mit dem innovativen Konzept einer durchgehend fahrenden Bahn, die flexible Zustiegsmöglichkeiten an allen Orten der Strecke bietet. Benannt wurde sie als „horizontaler Paternoster“. Ergänzt werden könnte dieses System durch vielfältige alternative Verkehrsmittel wie Gondeln über dem Bodden, Solar-Fähren, Klein- und Wasserstoffbusse sowie autonome Shuttle-Systeme. Um den Fahrradtourismus zu unterstützen und gleichzeitig die Radwege für Einheimische zu entlasten, könnten Fahrradschnellwege entstehen, die von z.B. Arbeitnehmern für einen schnellen Weg zum Arbeitsplatz genutzt werden können. Radtouristen könnten dann die üblichen Wege für gemütliche Fahrten nutzen, ohne dass sich die beiden Interessensgruppen dabei gegenseitig stören.
Die Zufriedenstellung von Einheimischen und Gästen bildete ein weiteres Kernelement. Diskutiert wurden unter anderem kostenfreie oder vergünstigte ÖPNV-Angebote für Einheimische, finanziert über z.B. Kurabgaben, sowie die Abdeckung des öffentlichen Nah-verkehrs über spezielle, kostenlose Fahrkarten für Bewohner der Halbinsel. Ergänzende Rufbusse, Früh- und Spätverbindungen für Beschäftigte und eine enge Kooperation zwi-schen kommunalen, regionalen und privaten Trägern sollen hier die Nutzbarkeit des öffentlichen Verkehrs für alle Zielgruppen sicherstellen.
Ein wesentlicher Bestandteil der Mobilitätsvision war ebenso die Digitalisierung im Be-reich Information und Kommunikation. Eine zentrale Regio-App wurde dabei als digitale Plattform geplant, die Reiseplanung, Buchung, Tickets, Echtzeitinformationen und regi-onale Hinweise in einem System bündelt. Ergänzende digitale Informationspunkte vor Ort sollen einer besseren Orientierung und Transparenz dienen. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz könnten Verkehrsströme künftig gesteuert und Routen individuell optimiert werden.
Das Thema Nachhaltigkeit und Umwelt zog sich als verbindendes Leitmotiv durch alle Bereiche. Fischland-Darß-Zingst sollte laut der Teilnehmenden langfristig als CO₂-neutrale Destination etabliert werden. Dafür wurden Maßnahmen wie der Ausbau er-neuerbarer Energien, der verstärkte Einsatz von Elektro-, Solar- und Wasserstofftechno-logien sowie die Entwicklung emissionsfreier Verkehrsträger besprochen. Verkehrsbe-ruhigte Ortskerne und emissionsarme Zonen sollen die Lebensqualität erhöhen. Auch logistische Prozesse, wie die regionale Versorgung und Warenlieferung, wurden in die Mobilitätsüberlegungen integriert.
Eine weitere Bedeutung hatte die Barrierefreiheit. Alle Mobilitätsangebote sollen so ge-staltet werden, dass sie für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich sind und bleiben. Digi-tale Informationssysteme sollen auch hier zum Einsatz kommen und dabei barrierearm gestaltet sein. Zusätzliche technische Hilfsmittel wie ausleihbare Rollstuhl-Zuggeräte könnten zukünftig eingeschränkten Personen außerdem helfen. Barrierefreiheit wurde dabei nicht nur als infrastrukturelles, sondern als soziales und kulturelles Qualitäts-merkmal verstanden.